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Ohnmacht der Freiheit

Ohnmacht der Freiheit

 

(…) Wir haben Bilder gemalt, Gedichte geschrieben, Balladen, Epen, (…) wir haben an Galgen gehangen, haben Hymnen und Gebete kreiert, unermessliche Lichtjahre von Mantras, Tempeln, Talmuds, Cantos, Geschichten, Meditationen, Fürbitten und Gängen. Wir sind mit unseren Körpern vor Königen und der Industrie aufmarschiert, haben den sauren Regen beschworen, die Knie von Generälen umklammert, krochen in Ketten und protzten in goldenen Gewändern, nur um uns mit harmonischem Genuss hinters Licht zu führen, haben wir es ausgeschrieben und Blutdruck gemessen, Prophylaxe ersonnen, Antikörper, haben durch Teleskope in die schwarzen Löcher unserer Seelen gestarrt, soziale Umwälzung kreiert und das Vermächtnis der Gedanken, Gedanken, Gedanken vor und nach der Schaffung, wir sind geschwächt von der Vielfalt unserer Anstrengungen, wir haben Schönheit und Wissen vor unserem menschlichen Auge ausgestreut, und die Bomben fallen noch immer, der Bettelstab zerschmettert, wütende Strömungen ertränken uns in Not und Zorn, wir maßregeln uns gegenseitig mit dem Gürtel der Gesetze, niemand lebt, jeder steckt in der Folter.

Kunst und Weisheit der Kirchen haben uns nicht gerettet. (…) Unsere eigenen innersten Gefühle und die magnetischen Akkorde genitaler Musik, diese tiefen, mit Dielen vernagelten, knirschenden Wasser, die Sperrschlösser aus Diamanten, der Zauber, wenn Mann und Frau verschmelzen, wir lernen, wissen das alles, dennoch sind wir trotz unseres Testaments ein dem Untergang geweihter Planet, obgleich wir in jeder Hand den Schlüssel zu Freiheit und Liebe halten, bewegen wir uns wie zerstückelte Figuren in einer abscheulichen Theater­posse und klappern wie Blechbüchsen in kaltem Wasser, das niemals kocht. Nichts hat etwas bewirkt (…) und wir fallen seelenruhig über den Wasserfall des zwanzigsten Jahrhunderts in das Feuer des einundzwanzigsten, und die ganze Zeit lachen wir darüber. (…) Auszug aus Julian Beck, »Theandric«, 1984

 

Durch Projektion von Bildcollagen, entstanden verschiedene Bildwelten, die sich mit Fragen der Zukunft und der Macht der Bilder in der heutigen Gesellschaft auseinandersetzen. Zu sehen war die Installation im Juni 2005 in der Weimarhalle anlässlich der Zukunftskonferenz »fore/sight – Strategien für die Gesellschaft von morgen« der Alfred Herrhausen Stiftung.

Projekt

Ohnmacht der Freiheit

Entstanden

2005

Zusammenarbeit

Cissy Hecht, Franziska Labitzke, Claudia Neuhaus, Gila Standke